Heidelberg stoppt Vogelgrippe
Heidelberg stoppt Vogelgrippe, Foto: Pixabay

Die Ausbreitung der Vogelgrippe hat in Europa in den vergangenen Jahren immer wieder schwere Schäden verursacht. Sowohl Wildvögel als auch Geflügelbetriebe waren betroffen. Forscher der Universität Heidelberg haben nun ein neuartiges System vorgestellt, das auf Künstlicher Intelligenz basiert und Infektionsrisiken mit hoher Genauigkeit vorhersagen kann. Das Modell kann Ausbrüche der Vogelgrippe mit einer Treffgenauigkeit von bis zu 94 Prozent prognostizieren.

Inhaltsverzeichnis:

Neue Methode von Joacim Rocklöv und seinem Team

Angeführt wird das Projekt von Professor Joacim Rocklöv, einem Epidemiologen und Mathematiker. Er forscht am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen und am Heidelberger Institut für Global Health. Gemeinsam mit seinem Team nutzte er umfangreiche Datenbestände, um Muster der hochpathogenen aviären Influenza (H5N1) zu erkennen. Ziel war es, die Ausbreitung des Virus besser zu verstehen und frühzeitig zu warnen.

Zwischen 2006 und 2021 sammelten die Wissenschaftler Daten aus zahlreichen Quellen. Dabei berücksichtigten sie:

  • Temperatur- und Niederschlagswerte,
  • Veränderungen in der Vegetation,
  • Wasserstände,
  • vorkommende Wildvogelarten,
  • sowie die Dichte der Geflügelhaltung.

Durch die Kombination dieser Faktoren konnte das Modell komplexe Zusammenhänge erkennen, die für Menschen schwer zu erfassen sind.

Analyse von Klima, Tieren und Vegetation

Das KI-Modell wurde so entwickelt, dass es verschiedene Umwelt- und Tierdaten miteinander verknüpfen kann. Es identifiziert Regionen, in denen das Risiko einer Infektion besonders hoch ist. Dadurch lässt sich die Gefahr von Ausbrüchen frühzeitig abschätzen.

KI-Modell identifiziert Regionen mit höherem Infektionsrisiko
KI-Modell identifiziert Regionen mit höherem Infektionsrisiko, Foto: Pixabay

Im Fokus der Forscher steht die zunehmende Ausbreitung des Virus auch in Deutschland, wo es zuletzt in Baden-Württemberg zu neuen Fällen gekommen war. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten künftig Behörden und Landwirten helfen, präventive Maßnahmen gezielter umzusetzen. Dazu zählen unter anderem:

  1. Verstärkte Überwachung in Risikogebieten,
  2. Frühzeitige Schutzmaßnahmen für Tierbestände,
  3. Gezielte Datenerhebung in kritischen Jahreszeiten.

Rocklöv erklärte: „Die Kombination unseres Modellierungsansatzes mit einer gezielten Datenerhebung kann helfen, Hochrisikogebiete und Jahreszeiten mit erhöhter Vogelgrippe-Gefahr besser zu identifizieren.

Bedeutung für Tier- und Menschengesundheit

Die Forscher betonen, dass das System nicht nur für Geflügelhalter, sondern auch für den öffentlichen Gesundheitssektor von Nutzen sein könnte. Das H5N1-Virus betrifft hauptsächlich Vögel, wurde jedoch zunehmend auch bei Säugetieren nachgewiesen. Diese Entwicklung deutet laut den Wissenschaftlern darauf hin, dass sich das Virus langfristig verändern und möglicherweise auf den Menschen übergehen könnte.

Die Heidelberger Studie stellt somit einen wichtigen Schritt dar, um das Verständnis über die Verbreitungsmechanismen der Vogelgrippe zu vertiefen. Durch die Kombination aus wissenschaftlicher Modellierung und praktischer Datennutzung könnten Infektionen künftig früher erkannt und besser kontrolliert werden.

Förderung durch internationale Institutionen

Das Forschungsprojekt wurde von der Alexander von Humboldt-Stiftung sowie der Europäischen Union im Rahmen des Programms „Horizon Europe“ finanziell unterstützt. Die Ergebnisse erschienen in der Fachzeitschrift Scientific Reports.

Mit ihrem Modell liefern die Heidelberger Forscher ein Instrument, das nicht nur Tierbestände schützt, sondern auch ein wichtiger Baustein für die öffentliche Gesundheit in Europa werden könnte.

Prüfe den Standort, an dem die Forschung durchgeführt wird:

Karte: Google Maps / Standort des Objekts 

Quelle: HEIDELBERG24